Weiden- und Wiesenkomplex Brennerin
Wald- und Magerflächenentwicklung am Lichtwald
In der Gemeinde Mauth-Finsterau liegt nahe der tschechischen Grenze eine sowohl historisch als auch naturschutzfachlich bedeutende Waldfläche. Diese wurde 2021 vom BN angekauft und in den folgenden Jahren entwickelt und aufgewertet. Dabei war ein besonderes Ziel ein Mosaik aus verschiedensten Lebensräumen zu schaffen – von lichten Waldrändern über Zwergstrauchheiden bis hin zu offenen Magerflächen. Durch kleinflächig unterschiedliche Maßnahmen konnte so eine sehr vielfältige Fläche entstehen – reich an verschiedensten Habitaten für viele seltene Arten.
Im Zuge einer notwendigen Borkenkäferbekämpfung wurden erste Fichten entnommen und zugleich eine geplante Entwicklung hin zu einem lichteren, strukturreicheren Wald erreicht. Dabei wurde ein Gradient geschaffen: Während im unteren Hangbereich Richtung Hammerklause ein dichterer Baumbestand erhalten blieb, wird der Wald in Richtung Fürstenhuter Denkmal zunehmend offener. So entstanden unterschiedliche Lichtverhältnisse und Standortbedingungen. Für Reptilien – wie Kreuzotter oder Waldeidechse – wurden Wurzelstöcke und Totholz zu Haufen aufgeschichtet. Zudem wurden Lesesteinriegel und Zwergstrauchheiden freigestellt, um den Lebensraum wieder attraktiver zu gestalten.
Am zur angrenzenden Wiese gelegenen Rand der Fläche konnte durch Einsaat und Pflanzung ein mähbarer Magerrasen entwickelt werden – wertvoll für zahlreiche Schmetterlinge und andere Insekten – mit typischen Arten: Silberdistel, Arnika, Wald-Läusekraut, Blutwurz, Habichtskräuter, Kleiner Klappertopf, Berg-Sandglöckchen, Niedrige Schwarzwurzel, Rundblättrige Glockenblume, Margerite, kleiner Sauerampfer und weitere. Zur Herstellung dieses Magerrasens wurden zunächst Wurzelstöcke entfernt, um eine Pflege mittels Motormäher oder Freischneider zu ermöglichen. Das Wurzelmaterial wurde an geeigneten Stellen zur Anlage der Totholz-Haufen verwendet. Durch die Maßnahmen wurde gezielt ein Relief erhalten, das zu kleinflächiger Standortvielfalt führt.
Im Zuge der Maßnahmen wurden bewusst magere, sandige Rohbodenstellen geschaffen. Solche dienen dem Sandlaufkäfer, Ameisenjungfer und anderen Tieren der Heidelandschaften als Lebensraum. In diesen Bereichen könnten sich sogar seltene Mondrauten und Flachbärlappe ansiedeln.
Auch die historische Bedeutung und die Geschichte des Ortes wurden mit in die Planung einbezogen. Zur Zeit des Eisernen Vorhangs stand hier ein Wachhäuschen zur Grenzsicherung für die bayerische Grenzpolizei – aufgrund des guten Blicks auf das nahe Tschechien. Heute erinnert an derselben Stelle eine Infostehle an diese Zeit, die Lebensweise und das Schicksal der damals im Grenzbereich lebenden Menschen sowie die daraus resultierende Kulturlandschaft und Artenvielfalt.
Bracheaufwertung am Kleinen Michlbach
Nahe des Kleinen Michlbachs, zwischen Neureichenau und Jandelsbrunn, hat der BN innerhalb kürzester Zeit eine bedeutsame ökologische Aufwertung erreicht. Aus einer langjährigen Feuchtwiesenbrache ist wieder ein vielfältiger, artenreicher Lebensraum entstanden – ein neuer Trittstein des Feuchtflächen Biotopverbunds im Einzugsgebiet des Großen Michlbachs. Im Projekt „Quervernetzung Grünes Band“ wird ein solcher Verbund gefördert, der wertvolle Lebensräume in der Region miteinander verknüpft und zu deren Erhalt beiträgt.
Die Fläche war zuvor jahrelang brachgelegen. Gräser dominierten, Gehölze breiteten sich durch natürliche Sukzession zunehmend aus. Die Moorlinse im Zentrum der Fläche zeigte sich bereits deutlich entwässert.
Um das Offenland als solches zu erhalten, wurden im ausgehenden Winter 2023 erste Fichten entfernt. Aus dem anfallenden Totholz entstanden Haufen – ein Rückzugsort für Reptilien und Amphibien. Mit einem Forstmulcher wurde dann dort im April die Mähbarkeit wiederhergestellt und kurz darauf lokal gewonnenes, artenreiches Wiesensaatguts ausgebracht. Im gleichen Jahr wurden dann zwei erste Mahddurchgänge auf der Fläche vorgenommen.
Die Mahdpflege hat dazu geführt, dass die zuvor aufgrund der Verbrachung dominierende Arten wie Waldsimse und Zittergrassegge stark reduziert werden konnten. An ihrer Stelle zeigen sich auf der Mähwiese wieder zahlreiche Kräuter. Besonders an dem reichen Vorkommen von Schlangen-Knöterich, Sumpfkratzdistel und Großem Wiesenknopf erfreuen sich viele Schmetterlingsarten, so auch der stark gefährdete Randring-Perlmuttfalter. Auch andere Arten wie Kuckucks-Lichtnelke, Flammender Hahnenfuß, Igelsegge finden sich mittlerweile häufig. Durch die Einsaat mit dem lokalen Saatgut wurden zudem Kleiner Klappertopf, Margerite, Flocken- und Glockenblume wieder neu etabliert. An der Böschung finden sich Thymian und Blutwurz sowie die Witwenblume, an deren Nektar und Blütenpollen sich die Knautien-Sandbiene satt frisst. Für die Folgejahre konnte bereits ein örtlicher Landwirt für die Mahd gefunden werden.
Zusätzlich wurde in alten Entwässerungsgräben ein Wasserrückhalt durch einige Grabenstaus geschaffen. Durch den Wasserrückhalt im Graben verbesserte sich der Wasserhaushalt der Moorlinse, aber auch der umgebenden Hochstaudenfluren. Dies war besonders bedeutend, da die Moorlinse einen in weitem Umfeld einzigartigen, großen Bestand des Sumpf-Blutauges, Moosbeere sowie bunte Torfmoosrasen beherbergt. Die entstandenen Wasserflächen bieten nun Lebensraum für Libellen und Amphibien. Grasfrosch-Laich wurde im Frühjahr 2025 bereits nachgewiesen. Auch die Totholzhaufen wurden von der Ringelnatter gut angenommen.
Ein weiteres Potenzial der Fläche liegt im ornithologischen Bereich: Goldammer und Wachtelkönig wurden bereits als Brutvogel nachgewiesen und auch Neuntöter werden regelmäßig gesichtet. Mit etwas Glück könnten sich sogar Wiesenpiper und Braunkehlchen wieder ansiedeln.
In kurzer Zeit ist so aus einer verbrachten, artenverarmten Fläche ein vielfältiger und hochwertiger Lebensraum entstanden – mit seltenen Arten, neuen Strukturen und einem Potenzial auf noch mehr.
Wiesen- und Feuchtflächenkomplex im Rothbachtal
Der Rothbach-Komplex in der Gemeinde Mauth ist umgeben von Verbands- und BUND-Projekt-Flächen. Der Flächenkomplex stellt aufgrund dessen sowohl ein wichtiges Biotopverbund-Element innerhalb des Rothbachtals als Wanderachse dar, als auch eine quervernetzende Verbindung ins benachbarte Reschbachtal. Die Kombination aus enormer Standortvielfalt und der Kleinteiligkeit der Strukturen – hervorgerufen durch eine Vielzahl an Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen – macht ihn zu einem wertvollen Baustein im regionalen Biotopverbund.
Langjährig brachliegende Wiesenstücke mit zuwachsenden Randbereichen und gräserdominierten Rasenflächen prägten zur Beginn des Projekts Quervernetzung Grünes Band den Talbereich. Die alten Weiher führten kein Wasser mehr und waren von den aufwachsenden Fichten komplett verschattet. Aufgrund der Offenheit des Flächenbesitzers konnten diese Bedingungen aber in kürzester Zeit umgekehrt werden.
An mehreren Stellen des Komplexes wurden im Winter 2021/22 Fichten entfernt, insbesondere an den Waldrändern, aber auch aus den Magerrasen und Heidelbeerbeständen. Stattdessen wächst hier nun ein junger Laub-Mischwald mit teils gepflanzten Eichen, Tannen, Birken, Bergahorn sowie Ebereschen, wodurch ein deutlich strukturreicherer Waldrand entstanden ist.
An Stelle der Fichten zeigen sich heute in den Magerrasen seltene Arten wie Silberdisteln, Pechnelken, Niedrige Schwarzwurzeln, Arnika und Perücken-Flockenblume. Zur Förderung der Entwicklung kräuterreicher Wiesen wurden Teilflächen in mehreren Jahren – 2021, 2023 und 2025 – vorbeweidet. So konnten Gräser zurückgedrängt und die Etablierung standorttypischer Kräuter beschleunigt werden. Die Wiesenflächen werden nun unter Gewinnung von Heu oder Einstreu extensiv gepflegt. Durch das Belassen eines Brachestreifen bei der Mahd bleibt nicht nur ein Blütenangebot für Insekten bestehen, sondern es entsteht auch ein Rückzugsort für andere Tiere.
Nicht nur die Wiesen, sondern auch die Steinriegel und Einzelfelsen wurden aufgelichtet und die Zwergstrauchheide gepflegt, wodurch nun ein ideales Habitat für Reptilien, wie die Kreuzotter, entstanden ist. Das anfallende Totholz der Fichtenfällungen wurde zu Totholz-Haufen aufgeschichtet – ein weiterer wertvoller Rückzugsort für Kreuzotter und andere Reptilien. Entlang der Säume oberhalb der Straße entwickeln sich einige junge, gepflanzte Wacholdersträucher prächtig - ein Anfang zur Entwicklung einer selten gewordenen Wacholderheide. Am Hang unterhalb zeigen sich frische Arnika-Keimlinge und Jungpflanzen – ein erfreuliches Ergebnis der Pflanzmaßnahmen.
Ein wichtiges Element für den Wasserhaushalt sind der Rothbach, die angrenzenden Weiher und die Wiesenwässergräben. Die Weiher konnten im Zuge der Renaturierung verbunden und erneut mit Wasser gefüllt werden und auch der Wiesenwässergraben führt wieder Wasser und ist voll funktionsfähig. So wurde der Wasserhaushalt der Umgebung verbessert – ideal für die Hochstaudenfluren in der Nähe der Gewässer. Auch zahlreiche Arten sind so auf die Fläche zurückgekehrt. Im Sommer fliegen Libellen durch die Luft und im Wasser kann man regelmäßig Laich des Grasfrosches oder die Larven der Bergmolche finden. Auch der Biber fühlt sich hier mittlerweile sehr wohl und sorgt durch seine Burg für eine zusätzliche Optimierung der Wasserverhältnisse durch Anstau des Rothbachs. Etwas flussabwärts hat sich ein reicher Bestand der Wechselblättrigen Kratzdistel entwickelt, der ein gutes Nahrungsangebot für Insekten bietet.
Im Süden des Komplexes konnten im Laufe der Jahre mehre neue Flächen in die naturschutzfachliche Pflege aufgenommen werden und so ergibt sich heute zusammen mit einer hochwertigen kleinen Brache ein sehr großer vielfältiger und strukturreicher Komplex – mit Magerrasen, Nasswiesen, Hochstaudenfluren, Zwergstrauchheiden und lichten Waldrändern.
Eine Besonderheit des Komplexes ist das Vorkommen der Waldbirkenmaus. Eine winzige, in Deutschland höchst seltene Art, die besonders nasse Hochstaudenfluren und feuchte Grünlandstandorte nutzt. Um diese Springmausart weiter zu fördern hat der BUND im Herbst 2024 ein weiteres Naturschutz-Projekt „Lebensraumoptimierung für die Waldbirkenmaus“ ins Leben gerufen. Dabei wird nicht nur die Waldbirkenmaus unterstützt, auch vielen anderen seltenen Arten kommt dieses Projekt zugute.
Schaffung von Strukturvielfalt bei Kreuzberg
An den Hängen bei Kreuzberg nahe des Freyung wurde eine jahrelang intensiv bewirtschaftete Wiese in eine strukturreiche Grünlandfläche umgewandelt. Seit 2022 konnte die Fläche im Rahmen des Projekts „Quervernetzung Grünes Band“ extensiviert und aufgewertet werden. Ein besonderes Augenmerk bei der Flächenumgestaltung lag dabei nicht nur bei der Artanreicherung – in Kooperation mit dem Naturpark Bayerischer Wald – sondern besonders auf der Schaffung von Strukturelementen und struktureller Vielfalt. So wurde auf dieser Fläche auch eine neuartige Ausführung eines Lesesteinriegels angelegt.
Durch gezielte Pflege und Mahd sowie Aussaat von regional gewonnenem Saatgut im Rahmen des Projekts „Blühender Naturpark“ konnte die ursprünglich nährstoffreiche Wiese in ihrem Artenreichtum verbessert werden. Nun wachsen dort wieder zahlreiche Kräuter – wie etwa Margerite, Wiesen-Glockenblume, Rote Lichtnelke, Bibernelle, Heidenelke und Habichtskräuter. Gleichzeitig wurden höherwüchsige Gräser zurückgedrängt.
Am nordöstlichen Rand der Fläche wurde eine rund 350 m lange Hecke mit einheimischen Sträuchern wie Weißdorn, Eberesche oder Schwarze Heckenkirsche neu angelegt und somit eine Struktur für zahlreiche Arten – von Insekten bis hin zu Vögeln – geschaffen. In diese Hecke wurden zur Erhöhung des Strukturreichtums auch Steine und Totholzelemente integriert. Am Ende der Hecke bietet zudem ein angelegter Haufen aus Steinen, Schotter, Totholz ein Winterquartier für Reptilien wie die Zauneidechse.
In zwei Etappen wurde zwischen Herbst 2023 und dem Frühjahr 2024 eine letztlich insgesamt über 300 m lange, neuartige Form eines Lesesteinriegels erprobt. Dieser basiert, im Gegensatz zum klassischen Lesesteinriegel, auf einer Kombination von Steinen, Sand- und Hackschnitzelhaufen, Holzstämmen und Wurzelstöcken. Zuerst wurde der Oberboden abgetragen und zur Seite geschoben. An die Grenze des entstandenen Erdwalls wurden die Baumstämme in einer Reihe auf den Boden gelegt. Auf der freigelegten nackten Erde konnten dann Hackschnitzel, Steine, Sand, Wurzelstöcke und weiteres Totholz verteilt werden. Es ergibt sich eine unglaublich kleinteilige, vielfältige und abwechslungsreiche Struktur, die nicht nur für Reptilien, sondern auch Insekten, insbesondere Wildbienen einen Lebensraum bietet. Diese haben bereits zahlreiche Nistlöcher in den Sand gegraben. Auch hier wurden an zwei Stellen Winterquartiere – tiefer in die Erde rechende Strukturen – in den Lesesteinriegel integriert. Auffällig ist das Vorkommen von Kleinem Sauerampfer auf den aufgeschütteten Erdwällen – einer wichtigen Futterpflanze für einige Feuerfalter-Arten.
In Summe konnte die Fläche neben der Artanreicherung insbesondere strukturell deutlich aufgewertet werden. Es wurde eine Vielfalt an Lebensräumen und kleinteiligen Strukturen geschaffen, die das Artenspektrum enorm erhöht und einen wichtigen Beitrag zur Biotopvernetzung leistet.