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Berichte

Position des BN, KG FRG  zum
Wildtier-Management  im Nationalpark Bayerischer Wald

1.  Jagd muß auf Dauer innerhalb des Nationalparks ausgeschlossen sein.

2.  Zielrichtung eines Nationalparks sollten weitestgehend unbeeinflußte Wildtierbestände mit vitalen Populationen, natürlicher Altersstruktur, natürlicher Dichte und einem möglichst natürlichen Verhalten sein

3.  Die Wintergatter sind zunächst zu öffnen, vorübergehend als offene Fütterung weiterzuführen, dann aber schnellstmöglich gänzlich aufzulösen,  da sie nicht mit den allgemeinen Grundsätzen eines Nationalparks vereinbar sind.

4.  Das Wildtier-Management des Nationalparks sollte neben der Orientierung an ökologischen Gesetzmäßigkeiten in besonderer Weise auch darauf ausgerichtet sein, Schäden an fremdem Grundbesitz zu vermeiden.

Anmerkungen zu diesen 4 Punkten: 

Zu 1)

Jagd ist eine Art der Nutzung. In einem Nationalpark sollte jegliche Art von Nutzung der natürlichen Ressourcen ausgeschlossen werden. Darüber hinaus beeinflußt die Bejagung den Populationsaufbau, die Raumnutzung und das Verhalten der Wildtiere und bewirkt eine unerwünschte Selektion.  Auch der Schutz bestimmter Pflanzen vor Verbiß kann im Nationalpark keine Begründung für die Fortsetzung der Jagd oder sonstiger Regulierung sein. Die natürliche Populationsgröße im Lebensraum Nationalpark Bayerischer Wald ist eine unbekannte Größe, daher kann eine Bejagung auch nicht auf eine bestimmte Dichte hinwirken. Ein unnatürliches Verhalten der Wildtiere kann z.B. im Falle des Rotwildes eindeutig auf die intensive Bejagung in der Vergangenheit zurück geführt werden. Ein natürliches Verhalten von Wildtieren (Tagaktivität) kann auch eine Steigerung der Attraktivität des Nationalparks für Besucher bewirken (Bsp. Schweizer Nationalpark).

Zu 2.

Wildtiermanagement bei Großtieren muß sich am Lebensraumanspruch vitaler Populationen orientieren und muß grenzüberschreitend koordiniert werden. Der Rotwild-Lebensraum hat sich in den letzten Jahren (seit etwa 1995) im Zuge der großflächigen Walderneuerung dramatisch verändert bzw. verbessert.  Wesentliche Teile des Nationalparkgebietes beiderseits der Grenze sind tauglicher geworden für große Pflanzenfresser!  Die Vegetation ist artenreicher und tauglicher für die Ernährung geworden, z.B. durch Aufwuchs von Laubhölzern und krautigen Pflanzen, die in diesen Bereichen bislang eher selten waren.  Die derzeitige Ernährungsgrundlage erlaubt vermutlich einer wesentlich größeren Zahl von Rothirschen das Überleben. Die Veränderungen im Lebensraum Bayerischer Wald / Böhmerwald haben auch die Überlebensmöglichkeiten der Elche wesentlich verbessert, die sich seit Jahrzehnten im südlichen Teil des Böhmerwaldes und im Wittingauer Becken ( Biosphärenreservat Třebon ) angesiedelt haben. Maßnahmen zur Integration des Elches erscheinen deswegen derzeit nicht abwegig, zumal im Jahr 2007, aber auch schon in früheren Jahren, immer wieder Elche in der Region Bayerischer Wald aufgetaucht sind.

Zu 3.) 

Wintergatter sind im Sinne eines zukunftsorientierten Managements von Rotwild eine Sackgasse.  Sie widersprechen den Zielen eines Nationalparks, sind aber auch aus Sicht des Artenschutzes und der Erhaltung des Wildtier-Charakters abzulehnen, weil sie die Wildtiere in Abhängigkeit und Manipulation durch den Menschen halten. Die Wintergatter sind zu öffnen, jedoch sollen sie vorerst als offene Fütterung erhalten bleiben, um dem Rotwild eine Übergangsphase zu ermöglichen. In dieser Zeit soll die Fütterung weiterhin betrieben werden, um eine abrupte Umstellung für das Rotwild zu vermeiden. Eine Umstellungsphase mit kontinuierlichem Reduzieren der Futtermenge ermöglicht den Tieren eine langsame Umstellung auf natürliche Futterquellen.

Zu 4.) 

Die Fortführung der Fütterung hat zudem das Ziel, eine starke saisonale Abwanderung von Rotwild aus dem Nationalpark heraus zu vermeiden. Die Befürchtungen der Grundbesitzer und Jäger sind groß, keiner kann die Veränderungen durch eine Auflassung der Wintergatter abschätzen. Deshalb sind die befürchteten Schäden am angrenzenden Privatwald durch oben genannte Übergangsmaßnahmen zu minimieren.