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Berichte

Presseinformation zum World Wetlands Day am 02.02.2024

Wasserrückhalt für Grasfrosch und Klima

Braune, vom Borkenkäfer befallene Fichtenwälder oder Niedrigwasser in der Donau. Daran denkt man als erstes, wenn es um die Folgen der Trockenheit der letzten Jahre geht. Vieles allerdings spielt sich im Verborgenen ab und die Auswirkungen werden erst nach und nach deutlich. Denn gerade Amphibien, also Frösche, Kröten, Molche und Salamander, sind besonders von der Trockenheit betroffen. Ihre Laichgewässer trocknen aus oder bilden sich gar nicht erst. Unter anderem deswegen ist der einst so häufige Grasfrosch im Bayerischen Wald mittlerweile an vielen Stellen nicht mehr anzutreffen. Fast jede Lurchart hat seine eigene Fortpflanzungsstrategie. Die Gelbbauchunke beispielsweise bevorzugt kleine, unter Umständen im Hochsommer austrocknende Gewässer, während der Feuersalamander klare, ruhige Bächlein für seine lange Zeit als Larve braucht. Doch ihnen allen gemein ist die Abhängigkeit von Wasser und das fehlt vielerorts wegen Rekordtemperaturen bei gleichzeitig wenigen, auf kürzeste Zeit niedergehenden Regenereignissen. Über Jahrzehnte war die allgegenwärtige Devise, Wasser möglichst schnell und effektiv aus den Flächen zu bekommen und abzuleiten. Das stellt sich nun als fatal heraus – aber man kann vieles dagegen tun.

Der BUND Naturschutz in Bayern e.V. (BN) hat in den vergangenen Monaten und Jahren auf mehreren Flächen im Landkreis Freyung-Grafenau, unter anderem in den Gemeinden Neuschönau, Mauth, Hinterschmiding und Neureichenau ehemalige Weiher, aber auch Wiesenwässergräben wieder reaktiviert. Wässergräben dienten einst dazu, die Heuwiesen zeitweise mit mehr Wasser zu versorgen – eine nahezu vollständig verschwundene Kulturform. Fast ein Kilometer historische Wässergraben wurden wieder mit Wasser beschickt. Dort und in den Weihern bleibt das Wasser nun länger auf den Flächen und fließt nicht einfach ab – in Zeiten des Klimawandels eine bedeutende Funktion. Teilweise mussten die Gewässer aber auch erst wieder von den dort aufgewachsenen Gehölzen freigeschnitten werden. Zudem wurden gezielt neue, naturnahe Tümpel und kleinere Stillgewässer an geeigneten Stellen angelegt. Der Erfolg dieser Maßnahmen stellte sich unmittelbar ein. Im Frühjahr 2023 konnten insgesamt rund drei Duzend Laichballen des Grasfrosches in den Gewässern vorgefunden werden, welche in den vergangenen beiden Jahren neu entwickelt oder wiederhergestellt wurden. Auch auf Flächen, die zwischenzeitlich keinerlei Laichgewässer mehr aufwiesen, konnte also eine Wiederbesiedelung beobachtet werden. In einem Weiher, welcher im Herbst 2022 angelegt wurde, ließen sich im drauf folgenden Hochsommer rund dreißig Bergmolchlarven feststellen. 

Die Umsetzungsmaßnahmen wirken sich sehr vielschichtig und auch auf andere Arten und Ökosystemfunktionen aus. Zum einen werden die Lebensraumbedingungen auf den Maßnahmenflächen auch für Libellen beispielsweise oder die äußerst seltene Waldbirkenmaus verbessert. Diese nehmen – wie auch die Ringelnatter – sehr rasch und erfreulich gut die neuen Gewässerstrukturen an. Die Feuchtigkeit ist auch für Arten wie die Sumpfdotterblume oder die blütenbunten Hochstaudenfluren sehr wichtig. Der Wasserrückhalt auf den Maßnahmenflächen trägt zur Verringerung von Hochwasserspitzen bei, fördert die Grundwasserbildung und sorgt gerade in heißen Sommern für mehr Verdunstungskühlung. Damit werden die unmittelbaren Folgen des Klimawandels auch für die umgebenden Lebensräume abgemildert.

Der BN setzt sich auf unterschiedlichem Wege für den Schutz von Feuchtgebieten im Inneren Bayerischen Wald ein, unter anderem im Rahmen des Projekts „Quervernetzung Grünes Band“ sowie im Rahmen des Projekts „Life for Mires“. Das Projekt „Quervernetzung Grünes Band“ wird gefördert vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) im Rahmen des Bundesprogramms biologische Vielfalt und durch den Bayerischen Naturschutzfonds. Auch 2024 stehen wieder vielfältige Maßnahmen an, welche primär förderlich für die Biodiversität in Freyung-Grafenau sind, zugleich aber auch entscheidend zu einem günstigeren Wasserhaushalt und damit die Anpassung an den Klimawandel beitragen. Viele Effekte werden sich erst in den nächsten Jahren in voller Form zeigen – den Grasfröschen und Bergmolchen gefällt es jetzt schon.

Bei Fragen und Anregungen steht Ihnen der Projektmanager des Projekts „Quervernetzung Grünes Band“, Tobias Windmaißer, jederzeit zur Verfügung (Email: tobias.windmaisser@bund-naturschutz.de).