Landwirtschaft und Klimaschutz
Nur gemeinsam können wir vorankommen - Katholische Landvolkbewegung referiert beim Bund Naturschutz über „Landwirtschaft und Klimaschutz“
Röhrnbach. Die letzten Jahre haben in drastischer Weise gezeigt, wie ernst sich die Lage in der Land- und Forstwirtschaft, auch in unserer Region entwickelt hat. Die Kreisgruppe des Bund Naturschutz (BN) nahm dies zum Anlass um die Position der Kath. Landvolkbewegung (KLB) die deutschlandweit organisiert ist, kennen zu lernen.
Wie BN-Vorstandsmitglied Hans Madl-Deinhart einleitend erklärte, sei es an der Zeit, vom „Gegeneinander zum Miteinander“ zu kommen. Das Positionspapier der KLB könne hier eine gute Diskussionsgrundlage bieten. Er konnte Alfred Hainthaler aus Wittibreut (Landkreis Rottal/Inn) als Referenten gewinnen. Hainthaler hat als Mitglied des KLB-Diözesanarbeitskreises Landwirtschaft maßgeblich an der Entstellung des Papieres mitgearbeitet. Es wurde im Mai 2019 vom Diözesanverband Passau verabschiedet und wird im gesamten Bundesverband diskutiert. Er selbst bewirtschaftet neun Hektar Fläche im Nebenerwerb und beobachtet sowohl Klima als auch die Landwirtschaftspolitik schon viele Jahre. Schon seit Jahrzehnten setzt sich die KLB für den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen ein. Die fortschreitende Erderwärmung sei Realität betont Hainthaler und es bestehe in der Wissenschaft kein Zweifel mehr, dass die Erderhitzung auf die menschengemachten Emissionen von Treibhausgasen zurückzuführen sei. Die bisherigen Anstrengungen der Staatengemeinschaft, das im Pariser Weltklimaschutzabkommen vereinbarte Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, sei im privaten Bereich der Verbraucher, aber auch in den anderen Wirtschaftsbereichen, auch in der Landwirtschaft, viel zu gering.
Der Referent stellte dann die Rolle der Landwirtschaft dar, die von der Erderwärmung in dreifacher Weise berührt werde: als unmittelbar Betroffene, als Verursacherin und als Teil einer Lösungsstrategie. Wetterextreme stellen schon jetzt die Landwirtschaft vor große Heraus-forderungen. Es sei damit zu rechnen, dass jedes Grad Erderwärmung global die Ernten um etwa zehn Prozent reduzieren wird. Die Bauern seien von der Klimaveränderung besonders betroffen und sollten energisch ihre Stimme erheben und selbst auch Vorreiter in allen Belangen des Klimaschutzes sein. Die Landwirtschaft ist aber auch Verursacher von Treibhausgasemissionen (THG). „Rechnet man zum Beispiel die Emissionen aus der Bewirtschaftung von Moorböden, den Energieverbrauch für die Herstellung von Stickstoffdünger und einen Anteil für Importfuttermittel ein, kommt man insgesamt auf etwa 14 Prozent der Gesamt-Klimagasemissionen in Deutschland, macht der Referent anhand von Tabellen deutlich. Insgesamt hätten circa 20 bis 25 Prozent der globalen Emissionen mit der Landwirtschaft zu tun, so Hainthaler. Ohne Landwirtschaft werde es keinen Klimaschutz geben können. Es müsse allen klar sein, dass die Produktion gesunder Lebensmittel immer auch mit THG-Emissionen verbunden sein wird. In Zukunft werde es darum gehen, THG-Emissionen spürbar zu vermeiden. Hier können nachwachsende Rohstoffe und die Erzeugung pflanzlicher Energieträger zusätzlich in einem begrenzten Umfang positive Effekte hervorbringen.
Im Positionspapier enthalten sind auch die Forderung nach Maßnahmen, die politisch gefördert werden. So sollen erstens die Stickstoffeffizienz gesteigert und so die Stickstoffüberschüsse gesenkt werden, da die Überschüsse das Klima und alle Ökosysteme belasten. Konkret gefordert werden eine flächengebundene Tier-haltung mit zwei Großvieheinheiten pro Hektar, die Schließung von Nährstoffkreisen und ein verstärkter Ein-satz von Gülle und Mist in Biogasanlagen. Zweitens soll die organische Substanz in den Böden erhalten und gesteigert werden durch Humusaufbau, der für Fruchtbarkeit, Wasserversickerung und –speicherung und Erosionsanfälligkeit von Bedeutung ist. Böden sind wichtige Kohlenstoffspeicher, die bei entsprechender Bewirtschaftung pro Hektar und Jahr ca. 1,5 Tonnen CO²-Äquivalent zusätzlich aufnehmen könnten. Drittens wird als notwendig betrachtet, eine sachorientierte Diskussion um verantwortungsvolle Ernährungsstile zu fördern. So verursachen tierische Lebensmittel 70 Prozent der THG-Belastungen, während pflanzliche nur für 30 Prozent verantwortlich sind. Gefordert wird ein Verzicht auf Lebensmittel, die mit dem Flugzeug transportiert werden, die Stärkung regionaler Wirtschaftskreisläufe und die Verringerung von Transporten. Verlangt wird viertens mittelfristig aus dem Import von außereuropäischen Futtermitteln auszusteigen, denn durch den Import zum Beispiel von Soja werden ca. zwei Millionen Hektar landwirtschaftliche Flächen, häufig im Regenwald beansprucht. Eine fünfte Forderung ist die nach einer realistischen Einschätzung der Möglichkeiten von biogenen Rohstoffen und Energieträgern. Während die Produktion von biogenen Treibstoffen aus Klimabilanzgründen kritisch gesehen wird, sollen als kleiner Beitrag zu effektivem Klimaschutz, schnell wachsende Hölzer wie Pappeln in Kurzumtriebsplantagen gefördert werden. Ein sechster umzusetzender Vorschlag zielt auf die Erhebung von Steuern und Abgaben auf umwelt- und klimaschädliche Stoffe und die Einführung eines CO²-Preises mit sozialem Ausgleich.
In der anschließenden Diskussion ging es vor allem um die Frage, wie es zu einer entsprechenden Änderung der agrarpolitischen Rahmenbedingungen kommen könnte. Mit Weltmarktpreisen kann man im Bayerischen Wald nicht konkurrieren. Naturschutz und Landwirtschaft müssen an einem Strang ziehen. Der Referent brachte es auf den Punkt und stellte die Frage „Warum stehen die Bauern nicht an der Spitze der Klimabewegung?“ (hmd)