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Berichte

Wasserrückhalt und Moorrenaturierung im Mauthler Filz

In einem Schwerpunktgebiet des Quervernetzungsprojekts, in der Gemeinde Mauth, haben wir im Herbst 2023 das Mauthler Filz renaturiert. In den darauffolgenden Jahren konnte zudem ein Moorerlebnispfad mit Bohlensteg, Plattformen, Erlebniselementen und Infostationen eingerichtet werden. Verschiedenste Maßnahmen zur Revitalisierung der Feuchtflächen an der ehemaligen Jugendherberge führten dazu, dass im zentralen Bereich des degradierten Moorkörpers die Durchnässung des Torfs wieder zunahm und die Voraussetzungen für einen überwiegend intakten Moorwasserhaushalt geschaffen wurden. Aber auch randlich konnte die Gemeindefläche durch die Entwicklung kleiner, blühender Moorwiesen ökologisch aufgewertet werden.

Die Fläche mit knapp 1,5 Hektar wurde vor wenigen Jahren von der Gemeinde angekauft, doch mussten wegen Borkenkäferbefall ein wesentlicher Teil des Fichtenbestands beseitigt werden. Damit bestand eine gute Ausgangssituation, um die Fläche im Sinne des Feuchtgebieterhalts in einen guten ökologischen Zustand zu überführen. Die Voraussetzungen waren günstig: Es fanden sich zu diesem Zeitpunkt noch einige der Arten intakter Moore wie die Rauschbeere, Torfmoose und sogar eine Latsche. Mit Hilfe einer Sonde wurde eine Torfmächtigkeit von durchwegs über 2,50 Meter, an der tiefsten Stelle sogar mindestens 2,80 Meter ermittelt. Torfkörper dieser Mächtigkeit sind im Bayerischen Wald nicht häufig und binden tausende Tonnen CO2, rechnerisch im Falle des Mauthler Filzes sogar über 8.000 Tonnen. Würde diese Menge an Kohlendioxid frei, ließe sich das mit ca. 1,5 Mio. € Schaden für spätere Generationen beziffern. Sicherlich würde diese Freisetzung Jahrzehnte dauern, doch eben dieser Prozess wurde durch die durchgeführten Maßnahmen auf lange Zeit hin gestoppt.

Das Mauthler Filz liegt auf einem Geländerücken und stellt daher wohl ein Hoch- oder Übergangsmoor dar, das aus einem Hangquellmoor emporgewachsen ist. Diese Lage bewirkt ein herausragendes Potenzial für den Biotopverbund. Es stellt auf dem Höhenrücken (!) bei Mauth ein Trittsteinbiotop für den lokalen Verbund für Moor- und Feuchtigkeitsgebundene Arten zwischen Resch- und Saußwasser dar – verbindet also zwei Talräume und damit zwei Biotopverbundachsen für Feuchtlebensräume.

Durch ein Bündel an durchgeführten Maßnahmen wird nun das Wasser in der Fläche zurückgehalten, auch um den Hochmoor-Rest wieder in ein aktives Moor zu entwickeln. Dies ist einerseits notwendig, um den CO2-freisetzenden Abbau des Torfes zu unterbinden und um andererseits die Qualität als Trittsteinbiotop für Hochmoorgelbling, Moosjungfern und Co wiederherzustellen. Aufgrund des Geländereliefs und bestehender, nicht von den Maßnahmen veränderter Strukturen zur Abführung von Oberflächenwasser am Flächenrand, standen die Renaturierungsmaßnahmen nicht im Konflikt mit benachbarten Flächen oder gar Wohnbebauung. Am stärker abfallenden Süd- und Westrand der Fläche sorgt die eingebaute Holzspundung heute dafür, dass das Wasser im Moor zurückgehalten wird. Gleichzeitig entstanden dabei kleine Moortümpel. Nach demselben Prinzip wurde auch im nach Osten hin abfallenden Teil der Fläche eine größere Holzspundung angelegt und so für nässere Bedingungen gesorgt. Der Wald und die Randbereiche außerhalb des Maßnahmenumgriffs blieben davon weitestgehend unbeeinflusst. Innerhalb des Renaturierungsbereichs aber wird das Wasser gehalten und das dortige Waldstück kann sich so zu einem Moorwald entwickeln. Zudem entlastet dies gerade bei stärkeren Regenfällen den zum Saußwasser fließenden Bach unterhalb und sorgt für einen gleichmäßigeren Abfluss. Ein weiterer positiver Effekt: das zurückgehaltene Wasser beschert dem Gemeindebereich von Mauth ein angenehmeres Mikroklima, da durch Verdunstungskühlung Hitzephasen im Hochsommer abgefedert werden.

Eineinhalb Jahr nach der Fertigstellung der ersten baulichen Maßnahmen – dem Einbau der Spundwand – zeigen sich nun schon die ersten Auswirkungen. Der Torfkörper ist nahezu vollständig wieder feucht und das Torfmoos hat an etlichen Stellen zu wachsen begonnen – teilweise spontan, teilweise durch Wiederansiedelung.  Dies soll langfristig sogar wieder für eine Zunahme der Torfmächtigkeit sorgen. Auch einige spezifische Moor-Arten sind an das Mauthler Filz zurückgekehrt. An den Tümpeln fliegen unter anderem Schwarze Heidelibellen und an bestimmten Stellen wurden unter anderem Rauschbeere, Moosbeere, Wollgras oder Sonnentau wieder gesiedelt. 

Der Randbereich des Mauthler Filzes ist als Mosaik aus feuchten Senken, Gebüschen und Moorwiesen gestaltet, in denen sich vereinzelt bereits seltene Arten wie der Teufelsabbiss oder auch der für Insekten so wichtige Schlangen-Knöterich („Zahnbirschtl“) eingefunden haben. Die Moorbirke wird gefördert und es sind schon die Initialen kleiner Moorwälder zu sehen. Arten wie der wüchsige Faulbaum, Jungfichten und andere werden derzeit zurückgeschnitten, um das sich an zahlreichen Stellen wieder ausbreitende Torfmoos zu unterstützen.

Um das Moor- und Naturerlebnis noch eindrucksvoller zu gestalten, wurde ausgehend von einem bestehenden Weg eine Aussichtsplattform und ein Bohlensteg aus Holz gebaut, auf welchem mehrere Infotafeln die Bedeutung von Mooren für den Klimawandel, die Ökologie und der Lebensraum Moor sowie auch die Entwicklung des Mauthler Filzes in den letzten Jahren dem Besucher anschaulich dargestellt werden. Für junge Gäste gibt es darüber hinaus einen Balancierpfad aus Holzstämmen, an denen das Moor hautnah erlebt werden kann. Der Infopavillon dient als Anlaufpunkt für Exkursionen und Veranstaltungen sowie dem Angebot zusätzlicher Informationen.