Ankaufsflächen am Wagenwasser
Am Wagenwasser in Philippsreut befinden sich ein Dutzend mehr oder wenig zusammenhängende Ankaufsflächen. Angekauft wurden sie über das Bayerische Klimaschutzprogramm und seit Ende 2018 sind sie Teil des EU-Projekts ,,Leben für Moore = Life for Mires“. Die Flächen befinden sich beidseits des Wagenwassers und auf 100 Meter liegen beide Ufer innerhalb von Ankaufsflächen.
Bis in die 50-er und 60-er Jahre des 20. Jahrhunderts hinein wurden ein Großteil der Projektfläche als sogenannte Wässer-Wiese genutzt. Kleinflächig dürfte es (Wald-)Weide-Flächen gegeben haben und Ackerbereiche. Trockene bis quellzügige Mineralböden wechseln mit Anmoor- und Niedermoorböden und es sind Ansätze zur Übergangsmoorbildung vorhanden. Die Vegetation wird geprägt von Aufforstungen mit Fichte nach Beendung der Wässerung, die weitgehende Beendung von Wasserzufuhr aus den angrenzenden Hanglagen erfolgte.
Kurz vor dem Flächenerwerb gab es einen großen sowie einen kleinen Kahlhieb aufgrund von Waldschäden und die daraus entstandene Notwendigkeit Borkenkäferbefall zu vermeiden. Direkt nach Ankauf wurden die größten Entwässerungsgräben verfüllt und mehrere Senken mit Erdwällen versperrt, um Oberflächenabflüsse zu senken. Ein größerer Entwässerungsgraben, entstanden bei der Aufforstung, wurde etwas später durch Anhebung der Sohle und durch Gestaltung von Kurven entschärft. Geblieben sind viele Grabenreste und Kleingräben der Wässersysteme und Dränschichten unterhalb abgehobener Wurzeltellern, die eine Beendung der Moorboden-Zersetzung verhindern.
Unklar ist, ob und wie stark die Wässerung mit Fremdwasser die Moorbildung ermöglichte oder verstärkte, mit Wasser, das über kilometerlange Gräben aus den Hängen zu den Wässerwiesen geleitet wurde und jetzt, durch den Zerfall vieler Gräben, nicht mehr in der früheren Menge verfügbar ist. Die Hoffnung besteht in der Möglichkeit die Entwässerung, die über das Wagenwasser erfolgt durch Anheben der zur Entwässerung gesenkten Bach-Sohle zu senken. Für die noch vorhandenen Waldflächen ist die Entwicklung zu einem, mit offenen Moorlinsen durchsetztem, totholz- und altholzreichen Fichten-Moorwald vorgesehen. Diese Waldflächen zeichnen sich aus durch von Resten der Wässergraben durchzogenen quellgeprägten Senken. Bei Staunässe gibt es Vermoorung, Grundwasserzug eher mineralische, versumpfte Naß- und Feuchtstellen.
Seit 2018 wird eine neue Methode angewendet, um Schadholz ohne Borkenkäfergefahr als Totholz in der Fläche zu belassen.
Das Projektgebiet ist Teil des FFH-Gebietes „Finsterauer und Philippsreuther Moore“. Faunistisch zeichnet sich das Gebiet durch das Vorkommen von Birkenmaus, Alpen-Spitzmaus, Haselhuhn, Dreizehen- und Schwarzspecht, Kolkrabe, Bergeidechse und Kreuzotter aus. Die Flächen werden intensiv von Hirsch und Wildschwein genutzt, die mit Suhlen und Grabungstätigkeit einen Stempel auf die Bodenentwicklung setzen. In den nicht aufgeforsteten Niedermoor-Resten und dort, wo die Aufforstung versagte, finden sich Breitblättriges Knabenkraut, Wald-Läusekraut, Niedrige Schwarzwurzel, Schwarze Teufelskralle, Kleiner Baldrian, Krönchen-Lattich und Hallerisches Schaumkraut. In einer Suhle tauchte 2018 das Fettkraut auf. Zur Begleitflora von Moorfichtenbeständen gehören auf Flächen mit schütterem Wuchs Moosbeere, Scheidiges Wollgras, Siebenstern, Alpen-Brandlattich, Sumpf-Veilchen, Wechselblättrige Kratzdistel, Sumpf-Pippau, Eisenhutblättriger Hahnenfuß, Haariger Kälberkropf, Alpen-Milchlattich, Österreichischer Gemswurz, Fieberklee sowie Schilf, in den geschlossenen Waldbereichen Soldanelle und Sprossender Bärlapp. Aus der Zeit der Feldgras-Wirtschaft und Mähweiden zeugen wohl Einzelpflanzen der Perücken-Flockenblume. (Text: K.Kleijn)