Hilfe für die Kreuzotter
Informationen über das Artenschutz-Projekt Kreuzotter
Einige Jahre liegt es nun schon zurück, das auf ein Jahr beschränkte, über INTEREG finanzierte, Artenhilfsprojekt ,,Kreuzotter'' von KULAMU (KulturLandschaftsMuseum, Gemeinde Haidmühle/Bischofsreut) und Bund Naturschutz. Auch wenn es nach Beendigung wenig in die Öffentlichkeit dringt, wird der damalige Versuch, die Schutzbemühungen von Herrn Völkl der Universität Bayreuth nach dessen Tod fortzusetzen, kontinuierlich weitergeführt.
Ein Schwerpunkt ist die Aufklärung zur Gefährdung dieser Tierart, Hilfsmaßnahmen für und richtiger Umgang mit der Kreuzotter. Die Kreuzotter ist ein Hauptthema bei Führungen, Planungen von Maßnahmen im Projekt ,,Bischofsreuter Waldhufen'', von Schutzmöglichkeiten im Nationalpark und Vorfeld und auf den Ankaufsflächen der Naturschutzverbände.
Zu den ständig durchgeführten Maßnahmen zählt der Gehölzrückschnitt auf Steinriegel, und Sicherung wichtiger Lebensraumbereiche (wie etwa Sonnungsplätze oder Paarungsgebiete) der Kreuzotter. Das anfallende Schnittgut wird vielfach zur Gestaltung von Reptilien-, Kleinsäuger- und Vogelhaufen genutzt. Die Frage, ob es so auch möglich sei, frostfreie von der Otter genutzte Winterräume zu bauen, befindet sich noch in der Versuchsphase. In der Planung befindet sich der Bau zusätzlicher Steinriegel, die nicht nur der Kreuzotter als Lebensraum und Wanderachse zu Gute kommen würden. Auch an eine Erweiterung der Gestaltung von Tümpel und Weiher wird gearbeitet. Jungotter brauchen als Nahrung Kleinfrösche. Laichplätze für Amphibien sind, seit der Beendung der Wiesenwässerung, Entwässerung und Verfüllung feuchter Stellen im Grünland und Befestigung von Feld- und Waldwegen, weitgehend aus der Landschaft verschwunden oder sind infolge einer Umwandlung einer Schwemme in einen Fischteich als Laichplatz nicht mehr geeignet.
Neben den oben genannten schnell wirksamen Hilfen gibt es eine Reihe von Lebensraum optimierenden Maßnahmen, die erst langfristig zu Erfolg führen. Dazu zählen die Entwicklung von geeigneten Waldrandstrukturen und Hecken, die Aufwertung von verbrachtem oder zu intensiv genutztem Grünland durch extensive Mäh- oder Weidenutzung, die Anbindung isolierter Offenflächen in Aufforstungslagen und bei den Ankaufsflächen die Reaktivierung aufgeforsteter, entwässerter Feuchtflächen.
Für die Ankaufsflächen beispielhaft sind die Maßnahmen am Wagenwasser (Philippsreut) und Langreut (Haidmühle), ähnlich ist aber auch das Vorgehen am Schweizer Bach und in Vorderfirmiansreut in Philippsreut sowie bei den Flächen am Grenzübergang Haidmühle. Alle wurden angekauft mit Geldern aus dem Klimaschutzprogramm (KliP) von Staatsregierung/EU und aus dem BN-Fördertopf für die Entwicklung des Grünen Bandes. Teile der überall prägenden Fichtenbestände waren schon von den Alteigentümern abgeholzt worden oder diese Abholzung erfolgte als erster Schritt der Moorreaktivierung direkt nach Ankauf, zur Erfüllung der Auflagen. Spätere Schnittmaßnahmen ergeben sich nach Schnee-, Windbruch, und Borkenkäferbefall. Seit zwei Jahren wird dabei verstärkt das Holz nach Schlitzen der Rinde in der Fläche belassen - als Biotopstruktur und zur Förderung der Moorbildung. Diese neue vom Nationalpark entwickelte und anerkannte Methode löst alte Methoden ab, die eine Naturentwicklung eines Natura 2000-Gebiets und BN-Eigentumsfläche zumindest erschwert und eingeschränkt hätten und damit auch die Erfüllung der bei der Maßnahmen- und Ankaufsförderung festgelegten Auflagen. Steigender Totholzvorrat und Vielfalt an Totholzstrukturen, Asthaufen, stärkere Besonnung, kleine Wasserflächen nach Aufklappen der Wurzelteller und das erneute Moorwachstum führen langsam zur Entstehung und Verbesserung als Reptilienlebensraum.
Wagenwasser und Langreut sind seit Ende 2018 Teil des EU-Projekts Life for Mires (,,Leben für Moore''). Ziel ist es vorwiegend im Nationalpark Šumava, aber auch auf einigen Ankaufsflächen vom Bund Naturschutz in Haidmühle und Philippsreut, insgesamt 2000 Hektar Feuchtfläche und 200 Kilometer Fließgewässerstrecke zu renaturieren. Am Wagenwasser geht es nach einer maschinelle Wiedervernässung direkt nach den Kauf um eine Vielzahl von kleinen Gehölzschnitt- und Vernässungsmaßnahmen von Hand, Schaffung von Asthaufen, Totholzstrukturen, Kleinstgewässer und die Renaturierung des durch Eintiefung, Begradigung und Planierungen im Uferbereich geprägten Wagenwassers. Das neue Projekt ermöglichte über die Mitarbeit einer Praktikantin im Sommer 2019 eine erhebliche Steigerung des Betreuungsaufwands, erstmals konnte über die nun mögliche Intensivsuche die Nutzung der Freifläche durch drei bis vier Kreuzottern und ein Jungtier in direkter Nähe bestätigt werden.
Dass die Arbeit auch anderen nutzt, zeigt die ständige Anwesenheit von Haselhühnern, die Eiablage von Trauermantel, die Beobachtung von Quelljungfer in einem optimierten Bereich vom Wagenwasser, das Auftauchen vom Fettkraut am Rand einer Rotwild- und Wildsausuhle auf einem verfüllten Entwässerungsgraben. Auch Langreut profitiert vom neuen Projekt. Hier stand nach der anfänglichen maschinellen Freistellung die weitere Offenhaltung mit Rückschnitt von Hand, Mahd und Schafbeweidung an prioritärer Stelle. Über das Projekt soll der Ankauf weiterer Flächen und die technisch schwierige Verfüllung eines den Flächenkern entwässernden Grabens möglich werden. Mitte September 2019 konnte auf einer angrenzenden Staatsforstfläche eine der größten von freiwilligen Helfern durchgeführten Maßnahmen zur Feuchtgebietsoptimierung durchgeführt werden. Nachdem vor drei Jahren ein angrenzender Museumssteig von einer Studentengruppe der Erlebnistage erfolgreich instand gesetzt und aus den ausgetauschten faulen Holzbohlen auf der BN-Fläche ein Winterraum für die Kreuzotter entstand, war es bei der neuen Maßnahme erneut die Mitarbeit einer finnisch-österreichisch-deutschen Studentengruppe der Erlebnistage, die die Ziele Moor-, Klima- und Artenschutz ein Stück näher brachte. Innerhals von vier Tagen wurde ein Birkendickicht in von besonnten Quellbereiche und Asthaufen durchsetzter teils lockerer teils gruppenhaft verdichteter, strukturreicher Birken-, Weiden-,Vogelbeer-, Fichtenjungbestand umgewandelt. Leitart war die Kreuzotter, was von den Teilnehmern auf viel Verständnis stieß, war doch die Kreuzotter für ein Großteil „eine gute Bekannte“ bei Ausflüge in der Natur, ins Gebirge und finnische Moorwälder. Auch in Langreut konnten nun mögliche Bestandserhebungen bestätigen, dass neben der Kreuzotter viele Arten von der Arbeit profitieren. Großbestände von Breitblättriges und Geflecktes Knabenkraut, Sonnentau, Wollgräser, Loorbeer-Weide, eine Reihe bedrohter Schmetterlingsarten deuten nur an, welche Schätze diese Fläche bei gezielter Suche einmal zeigen wird.
Auch in der Zukunft ist eine Fortführung des Kreuzotterschutzes geplant. Erfreulich sind die seit einigen Jahren auch über die Nationalparkgrenzen ragenden Versuche das Interesse für und die Notwendigkeit von Hilfsmaßnahmen zu thematisieren. Eins der Hauptziele muss es sein den viel zu kleinen Kreis der Aktiven zu erweitern, auch um Beobachtungen zu sammeln unser Wissen über Lebensraumansprüche und-Nutzung zu verbreitern, um die Bedeutung verschiedener Lebensraumelemente besser verstehen zu können. So ist noch weitgehend unbekannt, welche Strukturen für eine gesicherte Überwinterung in Frage kommen und welche Ansprüche das Umfeld am Anfang und Ende des Winters (Entfernung zu und Qualität von Sonnen-, Jagd-, und Paarungsplätze). Beobachtungsplätze würden dort zahlreiche Hinweise geben. Wer sich vorstellen kann dabei zu helfen, als Dauerhelfer oder durch die Weitergabe von Beobachtungen, oder wer Fragen hat zur Art - folgende Kontaktadresse steht zur Verfügung:
Karel Kleijn
Telefon: 08558/2298
Mail: k.p.kleijn@gmx.de
Die Zentralstelle zur Meldung von Kreuzotterbeobachtungen (Nationalpark Bayerischer Wald): christoph.heibl@npv-bw.bayern.de
Steckbrief Kreuzotter
Die Kreuzotter (Vipera berus) ist zwischen 50 und 70 Zentimeter lang. Sie gehört zur Familie der Vipern und trägt ein gezacktes Muster auf dem Rücken. Es gibt sie in verschiedenen Schattierungen, von hell bis dunkel. Die Färbung ist innerhalb der Art sehr variabel. Sie ist die einzige Schlangenart, die auch nördlich des nördlichen Polarkreises angetroffen werden kann.